Die Kirche und das Gemeindezentrum im Steckfeld

Unsere Steckfeldkirche ist in vieler Hinsicht ein Kind der Nachkriegszeit:
Die Angliederung der Evangelischen Kirchenmitglieder des Steckfelds und des Karlshofs an die Kirchengemeinde Hohenheim am 01.11.1947 und die Verlegung der Pfarrwohnung aus Plieningen in die Strebelstraße 9 im Jahre 1950 waren die ersten Schritte, die zu einer Loslösung der Hohenheimer Gemeinde von der Muttergemeinde Plieningen führten und eine eigene Kirche im Steckfeld begründeten. Zeittypisch ist auch, dass dabei gleich ein Gemeindezentrum mit einem sakralem Kirchenbau und Gemeinderäumen aus einem Guss verwirklicht wurde.

Pläne zu einer Kirche gab es seit 1951, die 1961 in die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs mündeten, den Auftrag erhielt dann Dipl. Ing. Heinz Rall, Freier Architekt, der in Stuttgart und Umland insgesamt 22 Kirchen und Gemeindezentren, darüber hinaus zahlreiche Profanbauten,  geplant und verwirklicht hat [mehr]. Die Grundsteinlegung war am 03.10.1965, Einweihung am 25.06.1967.

Steckfeldkirche in Hohenheim

Ralls Anliegen war eine geschlossene Anlage, bei der Kirche und Gemeinderäume um einen Innenhof herum gruppiert sind. Zusammengehörigkeit und Einheitlichkeit der Räume werden durch einheitliche Materialien wie Ziegel und Glasbausteine und Durchlässigkeit dank zahlreicher Fenstertüren erreicht. Gegliedert wird das Ensemble durch unterschiedliche Dachgestaltung. Den gras- bzw. heute solarzellengedeckten Gemeinderäumen steht das den Sakralbau überhöhende Zeltdach der Kirche gegenüber.
Aber auch hier in der Kirche setzt sich der Gedanke von Durchlässigkeit und Verbindung fort: so sind die Waschbetonplatten außen und innen dieselben, es gibt zwar Eingangsstufen vor der Kirche, an der Tür selbst aber keine Schwelle zu überwinden.

Dennoch weist die Kirche in moderner Form viele typische Elemente abendländischer Sakralbauten auf. An der Westfront, wo in der gotischen Kathedrale die mit farbigem Glas gestaltete Rosette ihren Platz hat, finden wir auch hier üppig farbige Glasbausteine. Ihre künstlerische Gestaltung  und das Portal der Kirche stammen von Emil Kiess, Fürstenberg.

Im Gegensatz zur leuchtend bunten Westfassade wurde an den Seitenwänden Farbe nur sparsam verwendet, damit Licht und Transparenz hier ungehindert wirksam werden können.
Durch die abstrakt gehaltenen Glasfenster der Seitenwände lässt sich wieder die Verbindung von innen und außen erkennen, der Boden setzt sich in ähnlichem Material auf gleichem Niveau fort:

Auch im Inneren der Kirche ist der Altarbereich ohne räumliche Trennung in die Gemeindeversammlung einbezogen. Kanzel, Abendmahlstisch und Taufbecken sind für den Raum passend vom Architekten Rall gestaltet. Auch hier dominieren dieselben natürlichen Materialien wie Holz und Ziegelstein, die in den Gruppenräumen und im Saal des Gemeindezentrums Verwendung finden.

Die Holzplastik an der Altarwand stammt von Franz Bucher, Rottweil, und zeigt ein stilisiertes Kreuz, dessen gleichlange Schenkel wieder den Grundgedanken formulieren, dass Gott nicht überhöht sein, sondern zu den Menschen kommen will, ebenso erzählt die Verbindung der Farben Schwarz und Gold auf den Quadraten vom Abglanz Gottes in den Dunkelheiten Welt.

Liebevolle Details, die sich doch wie aus einem Guss einfügen:

Das Taufbecken, das beweglich ist und je nach Bedarf ganz im Zentrum des Raumes stehen kann und dabei ganz und gar mit dem Altar und der Kanzel harmoniert, oder ins Licht der Seitenfenster gerückt den Altarraum für andere Gottesdienst-gestaltungsmöglichkeiten frei lässt.

Der Altarkerzenleuchter erinnert an die Menora, den siebenarmigen Leuchter des Judentums. Er symbolisiert mit der Zahl Sieben die irdische und himmlische Vollkommenheit, wie sie sich z.B. in der Siebentagewoche ausdrückt.